AnandaWave Ethikleitfaden

Stand: November 2023

Als Leitungsteam von AnandaWave haben wir einen hohen Qualitätsanspruch an die Ausbildung und die Seminare, in denen wir Menschen auf dem tantrischen Weg begleiten. Diese Begleitung geht dabei weit über das Lehren eines (Tantra-)Massageablaufes und anatomischem und energetischem Wissen hinaus. Sie betrifft unter anderem die Haltung und Ausrichtung von Menschen, die andere Menschen auf dem Weg in eine achtsame Sexualität begleiten möchten oder ihre eigene Sexualität und Körperlichkeit erforschen möchten. Mit diesem ethischen Leitfaden möchten wir im Leitungsteam von AnandaWave unsere Haltung und unsere Werte für die Teilnehmenden unserer Seminare und unsere Auszubildenden transparent machen. In diesem Text teilen wir unsere Werte und unsere Haltung in konkreten Beispielen:

  • Unser Rollenverständnis: Wir machen uns unsere Rolle als Lehrende und Praktizierende immer wieder bewusst. Unsere persönlichen Wünsche und Bedürfnisse stehen hinter unserer Verantwortung für die Teilnehmenden zurück.Wir richten unser Handeln an dieser Verantwortung aus und halten diese klar von persönlichen Absichten, z.B. für romantische, sexuelle und persönliche Interessen, getrennt.
  • Weiterbildung: Wir bilden uns regelmäßig weiter, durch Aus- und Fortbildungen, Supervisionen bei unabhängigen Supervisor:innen sowie therapeutischer Begleitung für unsere individuellen Prozesse. Das stärkt uns in unserer beruflichen Kompetenz und Integrität.
  • Grenzen: Wir sind uns der Grenzen unserer Kompetenz bewusst und kommunizieren und vertreten sie den Teilnehmenden unserer Seminare und unseren Auszubildenden gegenüber entsprechend. Dazu gehört u.a., keine medizinischen oder psychologischen Empfehlungen außerhalb unseres Kompetenzbereichs zu erteilen. Gegebenenfalls verweisen wir an qualifizierte Personen, z.B. Therapeut:innen.
  • Ermutigung zur Selbstverantwortung: Wir unterstützen und ermutigen unsere Teilnehmenden, sich ihrer eigenen Grenzen bewusst zu werden und diese zu wahren. Hierfür bieten wir auch konkrete Hilfestellung an, zum Beispiel in Vorschlägen einer geeigneten Form der Kommunikation. Uns ist wichtig, dass sich unsere Teilnehmenden zu jeder Zeit frei fühlen, an Übungen teilzunehmen oder sich dagegen zu entscheiden. So wird ein Nein, das von unseren Teilnehmenden ausgesprochen wird, jederzeit von uns respektiert und wertgeschätzt.
  • Traumasensible Begleitung: In unseren Seminaren beschäftigen wir uns intensiv mit Nähe, Intimität und einem Zugang zur eigenen Sexualität. Da
    die Menschen mit sehr individuellen Vorerfahrungen in unsere Seminare kommen, möchten wir das Bewusstsein aller Teilnehmenden für den sensiblen Umgang damit einladen. Das bedeutet für uns unter anderem, Wert auf eine traumasensible Sprache und einvernehmliche Handlungen zu legen. Wir ermutigen dazu, in Kommunikation zu gehen und leben das auch vor.
  • Prozessbegleitung: Wir gehen selbst nicht in eigene emotionale Prozesse, sondern sind für die Teilnehmenden da, die Hilfestellung benötigen. An den Prozessen, die im Seminar entstehen, beteiligen wir uns nicht auf persönlicher Ebene, sondern begleiten sie.
  • Ansprechbarkeit: Während und nach den Seminaren sind wir Ansprechpartner:innen für Fragen und Rückmeldungen.
  • Umgang mit Kritik: Wir sind jederzeit offen für Feedback. Das betrifft sowohl unsere Leitungskompetenz, als auch die Inhalte und den Verlauf des Seminars. Sollten sich Themenstellungen nicht zufriedenstellend lösen lassen oder kommt ein Gespräch für die betroffene Person nicht infrage, kann sie sich auch an die Beschwerdestelle des Tantramassageverbandes wenden.
  • Vertraulichkeit: In der Begleitung unserer Teilnehmenden erleben wir diese oft in vulnerablen und intimen Situationen. Wir werden alle Informationen, die wir erhalten, vertraulich behandeln.
  • Inklusion: wir vermeiden jegliche Diskriminierung, insbesondere aufgrund von Hautfarbe, ethnischer oder nationaler Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Behinderung, Sprache, Alter oder Religion.

Verhältnis von Seminarleitung und Assistenzen gegenüber Teilnehmenden:

Wir als Leitungsteam stehen in einer besonderen Vertrauensbeziehung zu unseren Teilnehmenden/Auszubildenden. Die berufliche Beziehung ist grundsätzlich eine ungleiche Beziehung, die zu einem Machtungleichgewicht führt. Dieses Ungleichgewicht ist auf die Autoritätsposition von uns als Lehrenden und unsere Kenntnisse und Erfahrungen zurückzuführen. Das gilt insbesondere aufgrund des inneren und oft vulnerablen Prozesses, in dem sich die Teilnehmenden häufig während eines Seminars befinden. Wir werden unsere Rolle nicht benutzen, um Grenzen zu verletzen und Menschen zu manipulieren.

Wir als Lehrende sind dafür verantwortlich, Grenzen in Bezug auf persönliche Würde, Privatsphäre, Kontrolle und berufliche Distanz zu setzen und zu wahren, um sicherzustellen, dass das Vertrauen, das die Teilnehmenden in uns setzen, nicht missbraucht wird. Uns ist dabei wichtig, dass wir Teilnehmenden nicht ihre Eigenverantwortung in Bezug auf individuelle Grenzen abnehmen können und wollen.

  • Professionelle Nähe: Uns ist ein authentischer Kontakt mit den Teilnehmenden wichtig, das bedeutet, uns auch persönlich zu zeigen und mitzuteilen. Und dabei tragen wir die alleinige Verantwortung, die Grenzen unserer Rolle zu benennen und einzuhalten.
  • Keine sexuelle und/oder romantische Beziehungen mit Auszubildenden und Teilnehmenden während unserer Seminare: Wir verzichten auf alle Formen offener oder verdeckter verführerischer Sprache, Gesten und Verhaltensweisen sowie körperliche Kontakte sexueller Art. Aus unserer Sicht geht es um die Zurverfügungstellung eines möglichst sicheren Rahmens, den wir für die Teilnehmenden halten. Dieser dient ihnen zur eigenen Erforschung und Weiterentwicklung, auch in vulnerablen Bereichen wie der eigenen Gefühlswelt und Sexualität.
  • Karenzzeit: Wir erkennen an, dass sich durch das Ende eines Seminars und/oder die Zertifizierung von Auszubildenden nicht automatisch eine Änderung in der Lehrer:innen-Schüler:innen-Beziehung ergibt. Zur gegenseitigen Ablösung braucht es aus unserer Sicht Zeit, wir halten dafür eine Dauer von mindestens 6 Monaten für angemessen, bevor sexuelle und/oder romantische Beziehungen stimmig sind. Hiervon ausgenommen sind Menschen, mit denen schon vor der Teilnahme an unseren Seminaren eine intime oder enge persönliche Beziehung besteht.